WAHLBOX - JUGENDLICHE TREFFEN AUF POLITIKER

Jugendliche wünschen sich kostenloses Internet

Politiker erfahren bei Veranstaltung des Stadtjugendrings, was in Oberhausen fehlt Von Christian Mühlhause (Ein Artikel aus der Augsburger Allgemeinen vom 27. Februar 2014)

Oberhausen Das war für die Politiker und potenziellen Stadträte mal eine echte Herausforderung. Mit Jugendlichen zwischen zwölf und etwa 20 Jahren diskutierten sie darüber, was sich diese für Oberhausen wünschen. Immerhin acht von elf Parteien und Vereinigungen, die am 16. März antreten, waren mit einem oder mehreren Kandidaten ins Jugendhaus H20 gekommen. CSU, FDP und Linke schickten keinen Vertreter. In der Debatte kristallisierten sich drei Themen heraus.

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Nahverkehr Der Nahverkehr sei zu teuer, beklagen die Jugendlichen. Das wollen mehrere Parteien ändern. Angelika Lippert (Freie Wähler) sprach sich dafür aus, den Halt Bärenwirt in die Tarifzone 10 zu legen. Manfred Hörr (Polit-WG) plädierte für kostenlosen Nahverkehr. „In Italien und Estland wird das teils schon praktiziert“, sagte er. Der Vorschlag kam bei den etwa 70 Jugendlichen super an.

Für Christian Moravcik von den Grünen ist dies eine wünschenswerte, aber unrealistische Idee. „Wir müssen jetzt schon den öffentlichen Nahverkehr mit zusätzlichem Geld finanzieren, weil die Kosten über Tickets nicht wieder reinkommen. Günstiger ja, kostenlos nein.“ Er sprach sich für die Abschaffung der Tarifzonen aus. Ein Jugendlicher hakte nach, wieso die Tickets überhaupt so teuer sind. Der Grünen-Politiker erklärte, dass es einen Verbund gebe, der es ermögliche, „auch in das entlegenste Kaff“ vergleichsweise günstig zu fahren.

Der Jugendliche hatte gleich noch einen Tipp für die Politiker parat. Diese sollten doch einen Fahrradverleih organisieren. „Das ist günstiger und billiger.“ Wenig Mut machte indes die Aussage des 40-jährigen Gerd Fink (CSM). „Ich kenne die Diskussion schon aus meiner Jugend.“

Internet Viele Jugendliche wünschen sich kostenloses WLAN an öffentlichen Plätzen, wie es es bereits auf dem Rathausplatz gibt. Vorgeschlagen wurden hierfür neben dem Jugendhaus auch die Haltestelle Bärenwirt. „Viele Stadträte können damit nichts anfangen. Es ist gar nicht so teuer. Unsere Partei hat für die Einrichtung einmalig 300 Euro gezahlt und nun 20 Euro im Monat“, so Anna Rasehorn (SPD). Der Weg durch die Stadtverwaltung dauere lange, sagt sie.

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Die Verwaltung müsse man überhaupt nicht einbinden, findet Moravcik. Es gebe mit Freifunk eine Initiative, die auf ehrenamtlicher Basis öffentliche Drahtlosnetzwerke errichtet, von denen aus jeder mit Laptop, Tablet oder Handy ins Internet gehen kann. Der beliebteste Vorschlag, der stürmischen Applaus auslöste, kam aber von Kinan Salameh (CSM). „In Amsterdam ist das Internet in allen Straßenbahnen und Bussen kostenlos. Das könnte man auch in Augsburg machen.“

Bolzplatz Es fehlt an öffentlichen Plätzen in Oberhausen, klagt der Nachwuchs. „Auf dem Sportplatz an der Werner-Egk-Schule gab es früher Rasen, jetzt nur noch gehäckseltes Holz. Darauf kann man nicht kicken“, beklagt ein Jugendlicher. Marc Zander (Alternative für Deutschland) riet zu einer Protestaktion auf dem Rathausplatz. „Nehmt eure Bälle mit und macht den Politikern Druck, ohne passiert nichts“.

Skeptisch fragte ein Jugendlicher nach, ob sie dafür nicht mit einer Anzeige rechnen müssten. Es müsse vorher angemeldet werden, das könne der Stadtjugendring erledigen, hieß es. Über den Stadtjugendring Druck aufzubauen, riet auch Christian Pettinger (ÖDP).

Moravcik hingegen trat eher auf die Bremse. „Rollrasen ist sauteuer. Wenn so viele wie bei euch darauf spielen, das überlebt kein Rasen.“ Esmüsse gemeinsam mit dem Grün-amt eine Lösung gefunden werden. Entlastung könnte der Platz der Drei-Auen-Schule schaffen. Der darf aber nur unter Aufsicht benutzt werden. „Es muss doch möglich sein, mehr Ehrenamtler zu gewinnen für die Aufsicht“, meinte Hörr.


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