HUT AB VOR DEN STREETWORKERN - UNTERWEGS AUF AUGSBURGS STRASSEN

Ein Artikel der Augsburger Allgemeinen vom Freitag, den 10.01.2014, über unseren Streetworker Paul Wanninger. Geschrieben von Marion Neumann 

„Was, das ist deine Arbeit? Du sitzt hier im Park und chillst mit uns?“ Viele Jugendliche, mit denen Paul Waninger, 32, arbeitet, können gar nicht glauben, dass man für seinen Beruf Abitur und sogar ein abgeschlossenes Studium braucht. Doch natürlich macht der junge Mann mit der lässigen Kleidung und dem Tunnel im Ohr weit mehr, als nur im Park herumzusitzen. Paul Waninger ist als Streetworker in der Region Augsburg-Nord unterwegs und versucht, die Jugendlichen aus den Bezirken Oberhausen und Bärenkeller näher kennenzulernen.

Dazu organisiert er Fußballturniere, besucht Cliquen in Parks und Sportplätzen und steht bei Problemen mit Rat und Tat zur Seite. „Wenn jemand mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist, versuche ich ihn an die richtigen Stellen weiterzuvermitteln. Zum Beispiel an eine kostenlose Rechtsberatung“, erzählt er.

Vertrauen ist besonders wichtig

Besonders wichtig ist für Paul Waninger dabei, Vertrauen zu den Jugendlichen, die größtenteils zwischen 13 und 19 Jahren alt sind, aufzubauen – denn nur wer sich dem Streetworker öffnet, kann Unterstützung bekommen. „Das A und O ist einfach der Beziehungsaufbau. Das braucht immer ein bisschen Zeit. Wenn ich einen Jugendlichen kennenlerne, dauert der Erstkontakt oft nur fünf Minuten. Danach trifft man sich wieder und wieder, bis eine längere Unterhaltung zustandekommt“, sagt der Sozialpädagoge, der seit viereinhalb Jahren als Streetworker beim Stadtjugendring beschäftigt ist. Doch wie sieht ein typischer Arbeitstag eines Augsburger Streetworkers aus? „Mein Tag beginnt meistens mittags. Ich besuche die Stammplätze der Jugendlichen und unterhalte mich. Einen bestimmten Tagesablauf gibt es dabei nicht. Aber natürlich muss man auch in diesem Beruf Papierkram im Büro erledigen“, erklärt er. Konfrontiert wird der Sozialpädagoge auf seinen den verschiedensten Problemen: „Oft geht es um Alkohol oder Diebstahl. Aber auch Gewalt und Mobbing spielen eine große Rolle.“

Zwischen Büro und Streifzügen durchs Viertel

Voraussetzung für seine Arbeit ist dabei, sich in den Bezirken auszukennen und zu wissen, wo die Jugendlichen zu finden sind: „Erstmal muss man den Stadtteil kennenlernen, in dem man arbeitet. Lass dir hier die Haare schneiden, trink in einer Kneipe ein Bier – als Streetworker muss man sich mit der Gegend vertraut machen, in der man arbeiten will“, erzählt er. Mittlerweile ist ihm das gut gelungen – Paul Waninger ist Streetworker aus Leidenschaft. Nur daran, dass er in seinem Beruf nicht jedem helfen kann, musste er sich erst gewöhnen: „Am Anfang fiel es mir sehr schwer zu sehen, wenn ein Leben den Bach runtergeht. Doch man muss sich für diejenigen Jugendlichen Zeit nehmen, die die Hilfe wirklich wollen – und es ist toll zu sehen, wenn jemand nach drei, vier Jahren sein Leben richtig gut in den Griff bekommen hat.“

 


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