Spielerischer Umgang mit Fremdsprachen

Vom 21.-23.07.2015 fand auf der Oase – Freizeitsportanlage Wolfgangstraße des Stadtjugendrings Augsburg das Projekt Märchenstunde statt, das von der Walter-Kahn-Stiftung finanziert wurde. Ziel des Projekts war das spielerische Vermitteln von Deutschkenntnissen und das Kennenlernen verschiedener Erzählkulturen durch Märchen.

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Die Aktion richtete sich an die Übergangsklassen der umliegenden Schulen, in denen nicht-deutschsprechende Kinder aus verschiedenen Nationen, viele auch aus Flüchtlingsfamilien, unterrichtet werden. Das  Interesse an dem Angebot war so groß, dass wir uns auf zwei Klassen beschränken mussten. Für zwei weitere Klassen konnte jedoch eine separate „Märchenstunde“ im Klassenzimmer organisiert werden. Die teilnehmenden Klassen waren jahrgangsübergreifende Doppelklassen erster und zweiter Jahrgangsstufe aus der Werner-Egk-Grundschule Oberhausen und der Löweneck-Grund- und Mittelschule Oberhausen mit insgesamt 26 Kindern und zwei Lehrkräften.

Die Kinder kamen um 9.30 Uhr an der Sportanlage an, wo bereits eine zum Märchenzelt umfunktionierte Jurte auf sie wartete um sie in die Märchenwelt zu entführen.

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Dort hörten sie dann das erste Märchen in deutscher Sprache, erzählt von der bei der europäischen Märchengesellschaft ausgebildeten Märchenerzählerin Brigitte Bollinger. Diese untermalte und veranschaulichte ihre Erzählung mit Bildern, Gegenständen und – wenn nötig – auch mal mit Händen und Füßen, so dass trotz Sprachbarrieren alle Kinder von der Geschichte gefesselt waren.

 Mit selbstgebauten Instrumenten und vollem Körpereinsatz wurden auch thematisch passende Lieder (z.B. Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Gallopp) gesungen, was den Kindern viel Spaß machte. Nach der Märcheneinheit lagen Bastelsachen bereit, mit denen dann Seiten des selbstgemachten Märchenbuchs gestaltet werden konnten.

Die eben gehörte Geschichte wurde unter dem Bild aufgeklebt, um später immer wieder gelesen werden zu können. Die Materialien wurden dabei auf die Märchen angepasst, so zum Beispiel Watte für das Märchen von Frau Holle und Glitzerstifte für „Ali Baba und die vierzig Räuber“. Nach einer kleinen Stärkung und einer kurzen Pause zum Toben wurde dann ein weiteres Märchen erzählt, diesmal in einer Fremdsprache. Die vertretenen Sprachen waren Persisch, Arabisch und Rumänisch und wurden anhand dessen ausgewählt, wie viele Schüler diese als Muttersprache sprechen. Pro Tag gab es also ein deutsches und ein fremdsprachiges Märchen, zu dem wiederum gebastelt wurde. Zusätzliche Unterstützung bekamen die Kinder von zweisprachig aufgewachsenen Schülern der 10. Klasse des Maria-Ward-Gymnasiums Augsburg, die ihnen als Sprachpaten zur Seite standen und so manches Missverständnis aus der Welt schaffen konnten. Die Kinder, die das anderssprachige Märchen nicht verstanden, konnten währenddessen an einem Spieleangebot teilnehmen. Viele entschieden sich jedoch, trotzdem das Märchen zu hören, da durch die Gestik und Mimik der engagierten Erzählerinnen die Geschichte auch ohne Sprachkenntnisse interessant war. Dadurch bekamen die Kinder Einblick in verschiedene Erzählkulturen. Um 12.30 Uhr kehrten die Klassen dann in die Schule zurück, wobei einige Schüler die Sportanlage am liebsten gar nicht mehr verlassen hätten. In drei Tagen entstand so ein individuelles Märchenbuch mit sechs Geschichten, das die Kinder anschließend mit nach Hause nehmen konnten.

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Das Projekt war trotz zum Teil schwierigen Sprachbedingungen (einige Kinder lernten erst seit zwei Wochen Deutsch) ein voller Erfolg, auch die Lehrkräfte zeigten sich begeistert und es gab bereits Nachfragen nach einer Folgeaktion im nächsten Jahr. Wir möchten uns besonders bei unseren Kooperationspartnern bedanken: die Märchenstiftung Walter Kahn, durch deren großzügige Unterstützung dieses Projekt erst möglicht wurde, außerdem die Pfadfinder des DPSG Neusäß, die uns ihre Jurte ausgeliehen und aufgestellt haben, die arabischen, persischen und rumänischen Märchenerzähler und die Schüler des Maria-Theresia-Gymnasiums, die den Kindern als Sprachpaten und Bastelhelfer zur Seite standen.


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