Der Streetworker von Hochzoll

Dieter Hegner ist seit vielen Jahren in der Jugendarbeit tätig. Er sucht die Jugendlichen an ihren Treffpunkten auf und hat ein offenes Ohr für ihre Wünsche und Probleme

Es ist Samstagabend, im Café Unfug wird gefeiert, davor tummeln sich Jugendliche, die nicht zur Party gehören. Für Streetworker Dieter Hegner bedeutet das: Arbeit. Seine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass sich die verschiedenen Gruppierungen nicht in die Quere kommen. Aber auch, mit den jungen Menschen vor dem Café zu reden, zum Beispiel über ihre Probleme. Seit 2007 ist Dieter Hegner in der öffentlichen Jugendarbeit tätig und damit der dienstälteste Streetworker des Stadtjugendrings. Er ist für den östlichen Bezirk von Augsburg verantwortlich. In sein Gebiet fallen die Stadtteile Hochzoll, Lechhausen, Firnhaberau, Hammerschmiede und Herrenbach. Seine beiden Kollegen vom Stadtjugendring sind Till Nießle, der im westlichen Teil der Stadt unterwegs ist und Amelie Klinger, die für den Süden der Stadt verantwortlich ist. Außerdem gibt es noch Bruno Tenschert von der Katholischen Jugendfürsorge im Madison Square, einem Jugendhaus gelegen im Cramertonviertel in Kriegshaber. Aber daz lest ihr in den kommenden Wochen mehr in unserer neuen K!ar.Text-Serie über Streetworker. Das Vorzeigeprojekt Hegners bisheriger Arbeit sind die Fußball- veranstaltungen in der blauen Halle in der Königsseestraße in Hochzoll. „Zum einen bekomme ich so einen Draht zu den Jugendlichen, andererseits dient der Fußball der Integration“, sagt der 43-jährige Streetworker. Die Jugendlichen, die das Angebot der offenen Jugendarbeit wahrnehmen, sind zwischen 15 und 24 Jahre alt und haben fast alle Migrationshintergrund. „Ich sehe darin eine Chance, ihnen zu vermitteln, was es bedeutet, Vorurteile abzubauen“, sagt Hegner. Gerade Konfliktsituationen sind selten und treten, wenn überhaupt, dann in sportlicher Hinsicht auf. „Wir kommen in erster Linie her, um unsere Freunde zu sehen“, sagt Oguz Köse, einer der Jugendlichen. Dazu gehören auch manchmal ernste Gespräche, wie bei Ali Ahmadi. „Wir können hier untereinander über den Krieg und unsere Erlebnisse reden“, sagt er.

So eine gute Atmosphäre war bei Hegners Arbeit als Streetworker nicht immer der Fall. Das richtige Stichwort ist der Zwölf-Apostel-Platz in Hochzoll. „Zu Beginn meiner Arbeit waren hier täglich bis zu 40 hoch alkoholisierte Jugendliche, viele davon bereits polizeibekannt“, sagt der Streetworker. Das führte so weit, dass Anwohner den Platz laut Hegner einfach mieden. „Passanten wurden eben auch angepöbelt“, sagt der 43-Jährige. Also begann der Streetworker in Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus Lehmbau und der Zwölf-Apostel-Gemeinde zunächst, Sportturniere vor Ort zu organisieren. „So konnte ich das Eis zwischen den Jungs und mir brechen“, sagt er. Später erweiterte er sein Angebot, indem er einige mit ins Boxtraining nahm und sich mit den Problemen der Jugendlichen beschäftigte. „Heute ist der Platz schon fast tot“, sagt Hegner und verweist darauf, dass die meisten der damaligen Heranwachsenden mittlerweile fest im Leben stehen. Das Wichtige in seiner Arbeit sieht Hegner in einem Punkt. „Ich will in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen etwas erreichen“, sagt er. Klar müsse er abwägen, beispielsweise wenn ein 12-Jähriger Alkohol trinkt. „Dann geht das selbstverständlich nicht“, sagt Hegner. Aber er will Vertrauen zu den Jugendlichen aufbauen. „Das geht nur so weit, wie sie es zulassen.“ Ist das gegeben, kann er ihnen Hilfestellung anbieten. „Ob bei familiären Problemen oder mit dem Beruf“, sagt er. Durch solch vertrauensvolle Gespräche schafft es Hegner, dass es auch am Samstagabend vor dem Café Unfugruhig bleibt.


Was ist Streetwork?
● Arbeitsplatz: Streetwork ist eine Form der aufsuchenden Jugendarbeit. Die Streetworker begeben sich in die Lebensfelder der Jugendlichen, etwa Treffpunkte wie der am Lechhauser Schlössle.

● Aufgaben: Die Streetworker leisten Unterstützung in allen Lebenslagen und bieten Freizeitaktivitäten wie Sportturniere an.

● Ziele: Problembelastete Zielgruppen zu unterstützen, die nicht von herkömmlichen sozialen Hilfeeinrichtungen erreicht werden.

 

Mehr auf: https://www.facebook.com/sjraugsburg


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