Ein Artikel der Augsburger Allgemeinen von Montag, den 02.06.2014, über unsere Mitarbeitein Anna Hörmann, die das Fanprojekt in Brasilien vorstellen durfte und jetzt zur Weltmeisterschaft eingeladen wurde. Geschrieben von Miriam Zissler 

Ihre bislang weiteste Reise führte Anna Hörmann nach Brasilien. Das war im Januar und im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft war dieses Ziel auch kein Zufall. Weil die erste Reise nach Südamerika so erfolgreich war, fliegt Anna Hörmann bald wieder hin.   Die 27-Jährige arbeitet im Fanprojekt, das die jungen Fans des FC Augsburg betreut. Die Augsburgerin hat in München „Soziale Arbeit“ studiert. 2008 absolvierte sie ein Praxissemester beim Stadtjugendring und schnupperte das erste Mal ins Fanprojekt, dessen Träger der Stadtjugendring ist, hinein. Sie blieb. Zuerst stundenweise neben dem Studium, später stockte sie auf. Seit diesem Jahr ist sie dort in Vollzeit tätig. Seit 2008 dreht sich also vieles in ihrem Leben um König Fußball. „Wir sind natürlich auch bei den Heim- und Auswärtsspielen dabei“, sagt sie. Bei einer Auswärtsfahrt fährt sich schon mal frühmorgens los und kommt in der Nacht wieder zurück nach Hause. „Ich kann dann oft nicht auf eine Party gehen. In der Beziehung und im Freundeskreis braucht man dann schon viel Verständnis“, sagt sie.

Anna HörmannAber Anna Hörmann mag ihren Beruf, der sie mitten in den M-Block führt, wo sie ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Fans hat, zwischen Jugendlichen vermittelt. Wo sie in den Räumen des Fanprojekts in der ehemaligen Reese-Kaserne für Fans zwischen 14 bis 27 Jahren da ist, aber auch klassische Jugendarbeit leistet. „Es gibt bei uns Einzelfallhilfen, wenn also ein Jugendlicher Probleme in der Schule oder in der Familie hat, es gibt aber auch soziale Gruppenarbeit und Aktionen gegen Gewalt und Rassismus“, zählt sie auf. Erst kürzlich hat das Fanprojekt, das vom Deutschen Fußball-Bund, dem Freistaat und der Stadt finanziert wird, das Streetsoccer-Turnier „Viva Brasil – Augsburg kickt fair“ auf dem Elias-Holl-Platz mitorganisiert. Das Miteinander und die Konfliktfähigkeit sollen spielerisch durch solche Aktionen gefördert werden. Mit der „Copa Augusta Antiracista 2014“ steht Ende Juli das nächste Soccer-Turnier an.  

Und dazwischen? Da wird es Anna Hörmann in der Sommerpause der Bundesliga auch nicht langweilig. Dafür hat sie indirekt schon im Januar gesorgt. Damals begleitete sie eine Delegation aus Fanprojektmitarbeitern der Standorte Berlin, Dortmund, Düsseldorf und Augsburg, einem Wissenschaftler, einem Mitarbeiter der Koordinationsstelle Fanprojekte sowie Dolmetschern in die brasilianischen Städte Sao Paulo, Rio de Janeiro, Fortaleza und Brasilia. Ermöglicht wurde die Fahrt durch die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit im Auftrag des Entwicklungshilfeministeriums. Das Ziel: den Austausch zwischen brasilianischen und deutschen Fanvertretern zu ermöglichen. „Die Fanbetreuung ist in Deutschland weltweit einmalig. Manche Fanprojekte haben sich schon vor über 25 Jahren gegründet. Ein so großer Traditionsverein wie etwa Dortmund verfügt beispielsweise über fünf festangestellte Fanbetreuer, die sich, unabhängig vom Verein, um die Fans kümmern“, so Anna Hörmann.  

Die Strukturen der Ultragruppen in Brasilien sind anders als die in Deutschland, stellte sie im Januar fest. „Die Mitgliederzahlen dieser Torcidagruppen sind in Brasilien oft um ein vielfaches höher. Ein Verein kommt da schnell auf 10000 Ultras. Die sind aber über das ganze Land verteilt und besuchen aufgrund der Landesgröße auch nicht jedes Spiel“, erklärt sie. Während die Ultras in Deutschland auch privat – außerhalb des Fußballfeldes – eine eingeschworene Gemeinschaft bilden, sei das in Brasilien dagegen nur bei einem Bruchteil der Fall. Anna Hörmann: „Die Reise war unglaublich interessant. Wir haben neben Wissenschaftlern, und Vertretern von Regierung, Botschaft und Stadtverwaltungen auch sehr viele Ultras getroffen. Sie waren sehr offen und haben uns mit in ihre Räume genommen.“  

Im März kamen die Brasilianer mit zum Auswärtsspiel in Mainz  

Ende März gab es einen Gegenbesuch einer brasilianischen Delegation, die sich das Auswärtsspiel des FCA in Mainz ansah, anschließend nach Augsburg reiste und sich vor Ort über das Fanprojekt informierte. Doch damit war es nicht getan: Vor ein paar Wochen erhielt Anna Hörmann überraschend eine E-Mail. Aus den Eindrücken, die die Vertreter der brasilianischen Ultra-Gruppen in Deutschland sammelten, wuchs die Idee, eine Fanmesse in Rio de Janeiro während der Fußball-Weltmeisterschaft abzuhalten. Anna Hörmann darf nochmals nach Brasilien fahren. „Sie haben sich gewünscht, dass sich dort das Düsseldorfer und Augsburger Fanprojekt vorstellen.“ Diese Messe findet am 3. Juli statt. Auch wenn sie dann keine Möglichkeit hat, ein WM-Spiel zu besuchen, freut sie sich darauf, die Delegationsteilnehmer alle wiederzusehen und das Augsburger Projekt vorzustellen. „Ich werde dort an einer Diskussionsrunde zu den Chancen und Grenzen der sozialpädagogischen Fanprojektarbeit teilnehmen.“  

Ihr persönlich hat die die Arbeit schon viele Chancen ermöglicht – nicht zuletzt durch die beiden Reisen ins Land der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft.

Den Artikel findet ihr auch hier als Download.

 


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