Zapfenstreich - eine Kampagne für Frieden und Vielfalt

Wie ein Bierdeckel und Veranstaltungen Frieden schaffen sollen
Stadtjugendring und DGB-Jugend starten Kampagne für Vielfalt und friedliches Zusammenleben

Seit gestern hängen an vielen Kneipentüren Aufkleber mit den Worten „Zapfenstreich – Schluss mit Intoleranz“. Dahinter steckt die gleichnamige Friedens-Kampagne des Stadtjugendring Augsburg (SJR) und der DGB-Jugend Augsburg. „Der Zapfenstreich-Aufkleber sagt aus: Dieses Haus steht für ein friedliches Zusammenleben und Vielfalt. Hier braucht niemand Angst vor Diskriminierung zu haben.“, so SJR-Vorsitzender Franz Schenck.

Der Titel Zapfenstreich bezieht dabei auf den Zapfhahn in den Kneipen, den Ursprungsort von Stammtischparolen. Die Kampagnenmacher wollen so die Aufmerksamkeit und das Gespür für nicht tragbare Äußerungen und Handlungen in der Öffentlichkeit schärfen.

„Der Bierdeckel auf den Kneipentischen soll die Gäste zum Nachdenken bringen. Etwa, ob die Äußerungen in der Unmittelbaren Umgebung noch tragbar sind“, so der Arbeitsgruppenleiter Fabian Linder. Die Citycards, die in den ersten drei Februarwochen in den Kneipen ausliegen, rufen die Gäste dazu auf, sich mit Freunden gleicher Gesinnung zu fotografieren und ihre Selfie auf die Facebookseite von Zapfenstreich hochzuladen. Die Kampagnenmacher hoffen auf eine rege Beteiligung. „Immerhin ist Augsburg Friedensstadt und eine historisch bedingte Multikultistadt“, so Schenck.

Begleitet wird die mediale Kampagne von einer Veranstaltungsreihe, welche die ideellen Inhalte des SJR und der DGB-Jugend durch Unterhaltung und Information vermittelt. Die Veranstaltungen reichen von einem Poetryslam über ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen und das Multikulti-Theater von „Döner mit Sauerkraut“ bis hin zu einem Bericht eines Aussteigers aus der Rechtenszene.

Gefördert wird die Kampagne durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und von der Tür an Tür - Integrationsprojekte gGmbH.

Alle Veranstaltungen auf einen Blick:

Mo, 06.02., 20-22 Uhr: Döner mit Sauerkraut (Theater) – Kresslesmühle
Comedy und Kabarett
Halime, Haydar und Emine, Augsburgs bestintegrierte Familie mit Migrationshintergrund, hat seit einiger Zeit Besuch aus der Türkei. Haydars Schwiegereltern samt Dorfbürgermeister sind aus Anatolien angereist und wollen die neue Heimat ihrer Verwandten kennenlernen, um die türkisch-deutschen Beziehungen endlich zu verbessern. Die Gäste treffen in Datschiburg auf verschrobene Augschburger*innen und seltsame Menschen aus anderen Ländern. Der Clash der Kulturen ist vorprogrammiert.

Mi, 09.02., 20-23 Uhr: Toleranz Poetryslam – Striese
Acht Slammer lassen sich zum Thema Diskriminierung und Intoleranz im weitesten Sinne aus: Ob Rassismus, Homophobie, Sexismus oder ganz einfach Mobbing… hier wird mal Tacheles geredet, mit allen Populist*innen, Rechtsextremen und Radikalen, die zu Fremdenhass, Homophobie, Intoleranz gegenüber Frauen und Panik gegenüber anderen Glaubensgemeinschaften aufrufen!
Moderation: Horst Thieme

Mo, 13.02., 19-21 Uhr: Argumentationstraining gegen Stammtischparolen – Rheingold
Kritik ist in einer Demokratie so wichtig wie die Luft zum Atmen. Aber wenn man ernst genommen werden und populistischen Äußerungen etwas entgegensetzen will, sollte man sich nicht selbst platter Parolen bedienen. Vielmehr sollte man mit Verstand und guten Argumenten für eine demokratische politische Kultur streiten.
Das Argumentationstraining hilft, die eigene demokratische Urteilsfähigkeit weiterzuentwickeln und die individuelle Handlungsfähigkeit auszubauen. Der Referent greift, ohne bekehren zu wollen, Stammtischparolen auf, um zunächst die dahinter liegenden Enttäuschungen, Frustrationen und die damit verbundene Wut zu verstehen und ernst zu nehmen, und damit zu einem höheren Diskussionsniveau zu kommen. Auf diese Weise kann jedes Alltagsgespräch und damit auch der Stammtisch selbst ein Anlass sein, Demokratie zu wagen.

Mo, 20.02., 19-21 Uhr: Ausstieg aus der Neonaziszene – Weisses Lamm
Der Ausstieg aus der Neonazi-Szene ist schwierig. Felix Benneckenstein hat es geschafft und die Aussteigerhilfe Bayern gegründet. An diesem Abend berichtet er vom Erstarken der Rechtsradikalen, den Methoden organisierter Naziverbindungen seinem eigenen Weg aus der Neonaziszene.
Davor informiert Sebastian Lipp (Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus) über das Verhalten der Nazis in Augsburg.
Referenten: Felix Benneckenstein und Sebastian Lipp (Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus)

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